Eier und Cholesterin

œufs et cholestérol

Eier und Cholesterin: Muss man sich wirklich vor dem Eigelb fürchten?

Über Jahrzehnte hinweg wurde das Eigelb aufgrund seines hohen Gehalts an Nahrungs­cholesterin kritisch betrachtet. Lange Zeit wurde empfohlen, den Verzehr zu begrenzen, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen. Doch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse stellen diesen Zusammenhang zwischen dem Cholesterin aus der Nahrung und dem Cholesterin im Blut ernsthaft in Frage.

Tatsächlich hat das Nahrungs­cholesterin bei den meisten gesunden Menschen nur einen geringen Einfluss auf den Cholesterinspiegel im Blut. Unsere Leber produziert von Natur aus Cholesterin und passt diese Produktion an die aufgenommene Menge aus der Nahrung an.

Was sagen aktuelle Studien?

Eine wegweisende Studie, die 2020 im BMJ veröffentlicht wurde und über 177.000 Teilnehmer aus 50 Ländern umfasste, kam zu dem Schluss, dass kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Eierkonsum und Herz-Kreislauf-Erkrankungen besteht – auch nicht bei Menschen mit Typ-2-Diabetes.

Ebenso zeigte eine systematische Übersichtsarbeit von 23 Beobachtungsstudien, veröffentlicht in Circulation (dem Fachjournal der American Heart Association), dass der tägliche Verzehr eines Eis nicht mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder einer höheren Sterblichkeit verbunden ist. In bestimmten Bevölkerungsgruppen könnte ein maßvoller Konsum sogar mit einem schützenden Effekt assoziiert sein.

Blutcholesterin: ein multifaktorieller Einfluss

Es ist entscheidend, zwischen Nahrungs­cholesterin (das, was wir essen) und Blutcholesterin (das, was bei Blutanalysen gemessen wird) zu unterscheiden. Letzteres wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst: der Genetik, dem körperlichen Aktivitätsniveau, Stress, Tabakkonsum, chronischen Entzündungen sowie einem übermäßigen Verzehr von trans- und gesättigten Fettsäuren.

Eine Studie der Harvard Medical School betont, dass Transfette und raffinierter Zucker einen deutlich stärkeren Einfluss auf den Cholesterinspiegel im Blut haben als Eier.

Ein Konzentrat essenzieller Nährstoffe

Unabhängig von der Cholesterin-Debatte sind Eier ein wahres ernährungsphysiologisches Kraftpaket. Ein einziges Ei enthält:

- vollständige, leicht verdauliche Proteine,
- B-Vitamine (darunter B12), sowie die Vitamine A, D und E,
- Cholin, das für Gehirn und Gedächtnis unverzichtbar ist,
- Antioxidantien wie Lutein und Zeaxanthin, die die Augengesundheit fördern.

Viele Ernährungsexperten erkennen heute an, dass Eier ein gesundes, preiswertes und sättigendes Lebensmittel sind – ideal im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung.

 


Was ist mit Risikogruppen?

Einige Menschen – sogenannte „Hyper-Responder“ – zeigen tatsächlich einen leichten Anstieg des Blutcholesterins, wenn sie größere Mengen an Nahrungs­cholesterin zu sich nehmen. Studien belegen jedoch, dass dieser Anstieg meist das „gute“ HDL-Cholesterin betrifft, was das Verhältnis von Gesamtcholesterin zu HDL verbessern kann – ein relevanterer Marker für das Herz-Kreislauf-Risiko.

Fazit

Eier – und insbesondere das Eigelb – verdienen ihren schlechten Ruf nicht mehr. Die aktuelle Forschung ist eindeutig: Für die meisten Menschen ist der tägliche Verzehr eines Eis nicht nur unbedenklich, sondern kann Teil einer gesunden Ernährung sein. Statt dieses nährstoffreiche Lebensmittel zu meiden, ist es sinnvoller, den Fokus auf den gesamten Lebensstil zu richten: körperliche Aktivität, ausgewogene Ernährung, Stressbewältigung und guter Schlaf.

Weiterlesen

le jeûne intermittent
le microbiote intestinal